Was ist eine Schnittzeichnung?

Querschnitt

16.07.2025

Die Schnittzeichnung ist ein unverzichtbares Werkzeug, um zu verstehen, wie die Höhen eines Gebäudes aufgebaut sind – sie vermitteln sowohl den gestalterischen Entwurf als auch bautechnische Ausführungsdetails. Diese vertikalen Schnitte legen die innere Struktur eines Gebäudes offen und bieten Einblicke, die Grundrisse und Ansichten allein nicht liefern können. Erfahren Sie, was Schnittzeichnungen sind, welche Arten es gibt, warum sie in jeder Projektphase wichtig sind und wie Tools wie Vectorworks Architektur den Prozess der Schnitterstellung vereinfachen.

Was sind Schnittzeichnungen?

Auch als Querschnitte bekannt, zeigen Schnittzeichnungen einen vertikalen Schnitt durch ein Bauwerk. Dieser Schnitt offenbart Informationen, die in klassischen Grundrissen oder Ansichten nicht direkt erkennbar sind – zum Beispiel vertikale Raumbeziehungen, Materialschichten und Konstruktionstechniken.

Es gibt unterschiedliche Arten von Schnittzeichnungen. Nicht alle dienen demselben Zweck. Jede Art von Schnittzeichnung erfüllt eine spezifische Funktion für Entwurf und Ausführung. Wir stellen sie vor:
 

Gebäudeschnitt

Die häufigste Art ist der Gebäudeschnitt. Hier wird das gesamte Gebäude – häufig vom Fundament bis zum Dach – vertikal durchschnitten. So lässt sich die innere Organisation nachvollziehen: Wie sind die Geschosse miteinander verbunden? Wie greifen Tragwerk und Räume ineinander? Gebäudeschnitte helfen früh im Entwurfsprozess bei Proportionen, Raumhöhen sowie Erschließung und sind in der Ausführungsphase essentiell, um das Zusammenspiel aller Komponenten detailreich im Maßstab zu zeigen.

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Eine traditionelle technische 2D Schnittzeichnung.

Fassadenschnitte

Fassadenschnitte fokussieren sich auf den detaillierten Aufbau einer bestimmten Wand. Sie zeigen Schichten wie Dämmung, Dampfsperre, Beplankung, Tragwerk, Bekleidung und Oberflächen. Häufig verlaufen sie vom Fundament bis zum Dachrand oder zur Attika. Sie schlagen die Brücke zwischen Entwurf und baulicher Umsetzung, da sie die strukturelle, thermische und ästhetische Leistung einer Wand sichtbar machen.


Detailschnitte

Detailschnitte gehen, wie der Name sagt, noch tiefer ins Detail. Sie zeigen wichtige Bauteilanschlüsse, wie Folienüberlappungen, Anschlüsse an Öffnungen, Wand-Boden-Übergänge oder den Einbau eines Fensters. Diese Zeichnungen sind in großem Maßstab angelegt, um jedes Bauteil und jede Verbindung präzise darzustellen. Sie dienen den ausführenden Gewerken als visuelle Montageanleitung und helfen, Missverständnisse auf der Baustelle zu vermeiden.

 

Die Vorteile von Schnittzeichnungen

Schnittzeichnungen bieten einen unvergleichlichen Überblick, indem sie das Innenleben eines Gebäudes in einer kompakten Darstellung offenlegen. Sie zeigen, wie Böden, Wände, Decken und Tragwerke zusammenwirken. Diese Transparenz ist essenziell für die Kommunikation im Planungsteam sowie für rechtliche und technische Anforderungen wie Brandschutz, Bauhöhen oder Abdichtungsdetails.

Darüber hinaus helfen sie bei der Kommunikation mit Bauherr:innen. Gerenderte oder stilisierte Schnitte vermitteln komplexe räumliche Zusammenhänge anschaulicher als jede Draufsicht oder Ansicht.

Während des gesamten Projektverlaufs behalten Schnittzeichnungen ihren Wert. In frühen Phasen zeigen sie die Beziehung zum Gelände, die vertikale Raumorganisation und die Wegeführung. In der Bauphase liefern sie die nötige Genauigkeit für eine präzise Umsetzung und sind Pflichtbestandteil von Baugenehmigungen und Ausführungsunterlagen.

 

Schnittzeichnungen in Vectorworks erstellen

Vectorworks Architektur ist eine Architektur- und BIM-Software, die die Erstellung von Schnittzeichnungen durch intelligente Verknüpfung von Modell und Zeichnung erleichtert. Mit wenigen Klicks lassen sich Schnitte direkt aus dem 3D-Modell generieren. Änderungen am Modell werden automatisch in den zugehörigen Schnittzeichnungen aktualisiert – manuelles Nachzeichnen entfällt.


Maßstab, Detailtiefe und Zielsetzung

Je weiter Sie von groben Gebäudeschnitten zu feinen Detailschnitten gehen, desto höher wird die sogenannte Level of Detail (LOD). Für die bauliche Präzision sind Detailschnitte unerlässlich. Dabei ist zu unterscheiden zwischen technischen Schnitten (für die Ausführung) und Präsentationsschnitten (für Bauherr:innen oder Wettbewerbe). Präsentationsschnitte können Perspektiven, Schattierungen, Tiefenstaffelungen oder Farben enthalten, um die Raumwirkung zu vermitteln, während Detailschnitte meist in 2D und mit höchster Genauigkeit gezeichnet werden.


In Vectorworks Architektur können Sie zwischen diesen beiden Stilen in der Objekt-Info-Palette eines Ansichtsbereichs umschalten. Für wiederkehrende Darstellungen können Sie vorab eigene Ansichtsbereich-Stile anlegen – das spart Zeit bei der späteren Anwendung.


Das Schnittbox-Werkzeug

Mit dem Schnittbox-Werkzeug lassen sich interaktive Schnittansichten visualisieren und erstellen – besonders hilfreich in der Entwurfs- und Präsentationsphase. Dabei wird ein Teil des Modells temporär „weggeschnitten“, um alternative Ansichten zu ermöglichen, schnell Schnitte zu erzeugen oder im 3D präzise weiter zu modellieren.

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Eine stilisierte perspektivische Schnittdarstellung, erstellt mit dem Schnittbox-Werkzeug.

Ansichtsbereiche

Ansichtsbereiche sind dynamische Fenster auf Zeichnungen oder Modelle. Sie ermöglichen es, bestimmte Ansichten oder Details auf Layout-Ebenen darzustellen – zum Drucken, Präsentieren oder Koordinieren.

Für Schnitte gibt es den Schnitt-Ansichtsbereich, mit dem direkt aus dem Modell präzise Schnitte mit definierter Schnittebene und Tiefe erstellt werden können. Für Detailausschnitte steht der Detail-Ansichtsbereich zur Verfügung, der Detailausschnitte bei gleichzeitiger Modellverknüpfung erlaubt.

Ansichtsbereich-Stile

Sie können Ihre gewünschten Ansichtsbereiche bereits vor dem eigentlichen Entwurf definieren. Mit Ansichtsbereich-Stilen legen Sie Ergänzungen, Maßketten, Darstellungsarten und Textfelder im Vorfeld fest. So sind Schnitte später mit wenigen Klicks einsatzbereit.

Eine häufig genutzte Methode zur individuellen Darstellung innerhalb eines Ansichtsbereichs ist die Übersteuerung von Klassen. Diese wirkt sich nur auf den jeweiligen Ansichtsbereich aus – das Modell selbst bleibt unverändert. Damit lassen sich Ansichtsbereich-Stile sehr flexibel anpassen.

 

Orginaltext von Alex Altieri, Vectorworks Inc.