
Ein Repertoire-Theater mit Vorbildfunktion
Das Opernhaus Zürich gilt als führendes Haus in der Schweiz und eine der weltweit sehr erfolgreichen Bühnen. Das Drei-Sparten-Haus (Oper, Ballett und Konzert) wurde 1891 eröffnet. In den 1980er Jahren wurde das rund 1.100 Zuschauer fassende Opernhaus grundlegend saniert und mit einer Studiobühne als zweite Spielstätte erweitert. Mit einem Repertoire von derzeit 60 Produktionen pro Spielzeit steht es für Opern- und Ballettaufführungen von höchster künstlerischer und technischer Qualität.

Ein so großes Repertoiresystem zu unterhalten, ist sehr aufwändig und bedarf einer starken personellen Basis. Das technische Personal des Hauses muss imstande sein, die Bühnenbilder innerhalb kürzester Zeit auf- und abzubauen.
Um diese Herausforderung zu bewältigen, beschäftigt das Opernhaus Zürich im technischen Bereich 124 Mitarbeiter, darunter ein 30-köpfiges Beleuchtungsteam, das mit einem ausgeklügelten Arbeitszeitmodell im Schichtbetrieb arbeitet.

Modernisierung im laufenden Spielbetrieb
Seit der Spielzeit 2012/13 ist Martin Gebhardt Leiter der Beleuchtung am Opernhaus Zürich. In dieser Funktion kreiert er nicht nur das Lichtdesign für viele Inszenierungen, sondern ist auch für die Modernisierung der kompletten Beleuchtungstechnik verantwortlich. Der Planungshorizont der Umbaumaßnahmen ist derzeit 2021.

Um die Abläufe in der Lichtplanung zu optimieren und die Beleuchtungsmeister zu entlasten, schuf er Anfang 2015 eine neue Assistenzstelle, die hauptsächlich CAD-Zeichnen und die komplette Dokumentation des Lichtdesigns beinhaltet.
Seither kümmert sich Lilith Gardell, ausgebildete Fachkraft für Veranstaltungstechnik, mit Vectorworks Spotlight darum, dass die Lichtpläne ein hochprofessionelles und einheitliches Erscheinungsbild aufweisen.

Offen für Vernetzung mit anderen Bühnen
Martin Gebhardt sagt: „Uns ist es wichtig, dass unsere Pläne ein einheitliches Erscheinungsbild aufweisen. Die Qualität unserer Pläne kann sich international sehen lassen. Wir geben die Pläne so gerne an andere Partner, z.B. bei Koproduktionen, weiter.“
Er ist sich der Vorbildfunktion seines Hauses durchaus bewusst und ist jederzeit an Kooperation und Austausch mit anderen Theatern interessiert. Die Beleuchtungsabteilung des Opernhauses Zürich steht Kollegen im In- und Ausland gerne als Referenz zur Verfügung, um ihre Erfahrung mit dem Einsatz von Vectorworks zu teilen.
Produktionsablauf in Zürich
Bei einem Besuch im Opernhaus berichteten Martin Gebhardt und Lilith Gardell von ihrem Arbeitsalltag.
Für die Produktion eines neuen Stückes ist eine Vorlaufzeit von etwa einem Jahr notwendig. Die Basis für jede Planung beginnt mit einem multifunktionalen Standardplan, der die feste lichttechnische Bestückung der Hauptbühne enthält und für alle Stücke einsetzbar ist. Darauf aufbauend wird dann für jedes Stück produktionsbezogen ein individueller Plan erstellt, der für jede neue Aufbausituation bereits in der Probenphase aktualisiert wird. Dieser Gesamtplan setzt sich aus Verhangplan, Vorderhausplan und Stationsplan zusammen.

Die Arbeit auf der Bühne beginnt rund vier Wochen vor der Premiere. In dieser Zeit werden mehrere Planstände für den Aufbau erstellt und freigegeben. Nach jeder Probe werden die notwendigen Änderungen im Plan nachgearbeitet und für die nächste Probe aktualisiert.
Vectorworks: flexibel und schnell
Da die Umbauzeit vor jeder Vorstellung zum Teil nur drei Stunden beträgt, ist es enorm wichtig, dass sehr detaillierte Pläne für den Umbau vorliegen. Lilith Gardell erstellt diese Pläne in Vectorworks Spotlight in zwei Formaten: einen Verhangplan in DIN A3 für den Teamleiter und Pläne in DIN A4 für die Beleuchterinnen und Beleuchter.
Die Grundstruktur des Plans muss gut überlegt sein, da die Pläne auch in DIN A4 noch lesbar sein müssen.
Ein Highlight für Lilith Gardell ist das Werkzeug "Sichtbarkeit ändern", mit dem die Sichtbarkeit von Klassen visuell im Plan geändert werden kann, statt über die Liste der Navigations-Palette. Das ist besonders vorteilhaft beim Aufräumen von externen Plänen mit unbekannter Struktur, fremdsprachigen Plänen oder unzähligen Klassen nach DWG-Import. Planelemente, die für die Lichtplanung nicht benötigt werden, können so sehr schnell und einfach ausgeblendet werden.
Besonders wichtig sind ihr auch die Scheinwerferbibliotheken in Vectorworks Spotlight, die sie bei Bedarf sehr komfortabel durch eigene Symbole ergänzt.

„Wenn man sich am Anfang intensiv mit dem Programm beschäftigt und einen gut strukturierten Standardplan erstellt, spart man langfristig sehr viel Zeit.“

Sommerzeit ist Umbauzeit
In jeder Sommerpause finden am Opernhaus umfangreiche Umbaumaßnahmen statt; momentan wird u.a. die Portalbrücke neu bestückt. Dies bedeutet, dass der Standardplan sowie alle Wiederaufnahmen der nächsten Spielzeit an das neue Material angepasst werden müssen. Die älteste Produktion im derzeitigen Repertoire stammt aus der Spielzeit 1994/95.
Im Standardplan liegt der Umbau-Zwischenstand der jeweiligen Spielzeit in seiner eigenen Ebene, um die Historie des Umbaus besser zu dokumentieren und alte Pläne einfacher zu aktualisieren. Ab der Spielzeit 2016/17 gibt es also eine neue Ebene für die neu bestückte Portalbrücke.
Um die Änderungen im Laufe der Beleuchtungsproben einfacher in den Plan aufzunehmen, hat Lilith Gardell die unsichtbare Konstruktionsebene „Spielt nicht mit“ eingeführt. Scheinwerfer, die nach einer Probe nicht mehr mitspielen, werden nicht gelöscht, sondern in dieser Ebene abgelegt.
Oft spielen Apparate in der einen Probe nicht mehr mit, kommen aber in der nächsten wieder zum Einsatz. Im Plan wechseln diese dann von der unsichtbaren Ebene wieder in ihre ursprüngliche Ebene und werden so schnell wieder in das Layout des Beleuchtungsplanes geholt. Neues Einfügen und Adressieren von Scheinwerfern wird so vermieden.

Gastspiele: Von Zürich in die Welt
Die Produktionen des Opernhauses werden nicht nur in Zürich, sondern auch regelmäßig auf internationalen Gastspielen gefeiert.
Jedes Jahr werden Produktionen des Balletts Zürich an verschiedenen Theaterbühnen weltweit aufgeführt. Auch Opern werden oft mit anderen Häusern koproduziert. Dazu wird sowohl Personal als auch Material von Zürich in die Welt entsandt.
In den letzten Jahren fanden Gastspiele zum Beispiel in Edinburgh, Oslo, Mailand, Moskau, Bogota, Mexiko-Stadt und Tel Aviv statt.

Schwanensee am Teatro alla Scala Milano
Einer der Höhepunkte der Saison 2015/16 war das Ballett Schwanensee, das als Koproduktion mit dem Teatro alla Scala Milano vier Monate lang in Zürich und anschließend zwei Wochen in Mailand aufgeführt wurde. Unter der musikalischen Leitung von Rossen Milanov rekonstruierte Alexei Ratmansky, einer der wichtigsten Choreografen unserer Zeit, die Schwanensee-Fassung von Petipa/Iwanow aus dem Jahr 1895 und ließ das Werk in seiner ursprünglichen Gestalt wiedererstehen. Für die Lichtgestaltung zeichnete Martin Gebhardt verantwortlich.
Für die Inszenierung in Mailand wurde der Lichtplan unter Berücksichtigung der lichttechnischen Bestückung an die lokalen Gegebenheiten angepasst. Zunächst skizzierte Martin Gebhardt seine Änderungen von Hand in die Mailänder Original-Pläne, die anschließend von Lilith Gardell zusammen mit dem zusätzlichen Verhang in Vectorworks Spotlight umgesetzt wurden.

In Zürich wird Schwanensee in der Spielzeit 2016/17 ab März 2017 wiederaufgenommen.
Innovation ist ein Muss
Für Martin Gebhardt ist es existenziell wichtig, dass das Opernhaus immer offen für neue Entwicklungen und Veränderungen ist. Mit einem jungen Team, innovativer Arbeitsweise und Flexibilität setzt der Lichtgestalter sowohl bei der Hard- als auch Software auf state-of-the-art Technologie. Als das führende Haus der Schweiz gilt das Opernhaus heute weltweit als wegweisend für neue Technologien.


Opernhaus Zürich
- Intendant: Andreas Homoki
- Ballettdirektor: Christian Spuck
- Technischer Direktor: Sebastian Bogatu
- Leiter der Beleuchtung: Martin Gebhardt
- über 300 Vorstellungen pro Spielzeit
- ca. 1.100 Plätze
- ca. 700-800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ca. 600 Planstellen
- Opera Company of the Year 2014
Seit der Saison 2012/13 wird das Opernhaus von dem Intendanten Andreas Homoki geleitet, der das Haus für ein breiteres Publikum öffnete und ein komplett neues Repertoire aufgebaut hat. Unter Homokis Intendanz wurden bisher 149 Opern- und Ballettproduktionen aufgeführt. Etwa 100 Produktionen sind zur Zeit im Repertoire.