
Patienten sollen sich wohlfühlen
Im Fokus des Neubaus, der im September 2021 nach nur neun Monaten Bauzeit eröffnet wurde, liegt neben der Strahlentherapie auch das Wohlbefinden der Patienten. Die Räume wurden daher sehr hell und modern gestaltet und die Innenwände schmücken farbenfrohe Motive. So ist im Wartebereich ein buntes Graffiti der Medizinerin und Menschenrechtlerin Dr. Carola Eisenberg zu sehen.
Das gesamte Gestaltungkonzept, bestehend aus dem Graffiti im Innenbereich, der Pixel Art Fassade und der Praxisarchitektur wurde von den Vectorworks-Anwendern Sonnentag Architektur GmbH entworfen.

Viele Pixel ergeben ein Ganzes
Für die Pixel Art Fassade wurde das Graffiti aus dem Wartebereich vergrößert, monochromisiert, verpixelt und in der Auflösung reduziert. Danach wurde es in einzelne Teile zerlegt und chronologisch versetzt auf der Fassade angebracht. Als Betrachter/in sieht man von außen so nur Bildfragmente und kann im Wartebereich dann das zusammengesetzte Bild bewundern.
Marco Iannelli von Sonnentag Architektur beschreibt dies wie folgt:
„Das Werk zeigt sich im Außenbereich reduziert, abstrahiert und fragmentiert. Die Zusammensetzung im Innenbereich ist ein faszinierendes optisches Erlebnis.“

Zeitaufwändige Vektorisierung der Pixel
Für die Realisation der Fassade wurden im prototypischen Verfahren mehrere Co-Designer:innen involviert. Durch automatische Vektorisierung wurden die einzelnen Pixel in Vektoren umgewandelt. Pixel sind Bildpunkte, ihre Größe ergibt sich aus der Auflösung z. B. 300 dpi (Dots/Pixel per Inch). Vektoren sind mathematische Beschreibungen von Geometrien. Sie sind ohne Qualitätsverluste skalierbar und maschinell herstellbar. Diese Vorteile wurden angestrebt, um eine Produktion zu ermöglichen.
Die erste Übersetzung von Pixel zu Vektor wurde völlig automatisiert durch eine Software aus dem Bereich der grafischen Illustration durchgeführt. Um eine gitterstrukturierte Schablone zu erzeugen, war die Umwandlung dieser Vektoren notwendig, was sich dann als zu zeitaufwändig herausstellte: Ein Fragment der Außenfassade mit einer Fläche von 2,5 m² enthält 7.687 pixel.
Realisierung mit Marionette-Skript in Vectorworks
Mit Hilfe von Vectorworks und der darin enthaltenen grafischen Skript-Methode Marionette konnte eine Automatisierung der Elemente durchgeführt werden. Durch die errungene Zeitersparnis konnten diverse Versuche zur Wahl der richtigen Pixel-Größe unternommen werden, wodurch wiederum die Wirkung optimiert werden konnte.
Das verwendete Marionette-Skript lässt sich in etwa so übersetzen: „Suche dir zu jedem quadratischen Element den Mittelpunkt, die Breite und die Höhe. Verwende diese Werte zur Erstellung der neuen Rechtecke, skaliere jedoch die Breite und Höhe um den Faktor 0,8. Verschiebe das Ergebnis zentrisch.“

Mit der vektorenbasierten Beschreibung der Fragmente konnte eine automatisierte Herstellung der Schablonen erfolgen. Nach Computerized Numerical Control (CNC) wurden 20 Schablonen datenbasiert hergestellt.

Für die Schablonen wurde eine selbstklebende Papierfolie verwendet. Diese wurde als Negativ direkt auf die verputze Wand befestigt. Außerdem wurde die Expertise eines Kirchenmalers hinzugezogen, um die richtige Technik für die anspruchsvolle Farbauftragung zu finden. Nachdem die Farbe in mehreren Schichten aufgetragen wurde, konnten die Schablonen entfernt werden. Zurück bleibt das Pixel.Art.Graffiti.Werk.
