Das Projekt
Michelle Mosimann und Sara Vergallo von der Hochschule Luzern haben mit ihrem Projekt „In Situ - Ein Marktplatz mit Geschichte“, der Planung des Umbaus eines denkmalgeschützten Baumwollmagazins, den 3. Rang beim Vectorworks Stipendium 2021 in der Schweiz belegt.
In vielen Schweizer Städten befinden sich alte Fabrik- und Industrieareale im Umbruch. Oft sind die Gebäude denkmalgeschützt und verlangen deshalb nach einer sorgfältig geplanten Umnutzung. Michelle Mosimann und Sara Vergallo widmen sich in ihrer Arbeit einer solchen Umnutzung und haben sich dafür mit einem geschützten ehemaligen Baumwollmagazin auf dem Industrieareal Schönau in Wetzikon beschäftigt.
Die Arbeit wird von einem sorgfältigen Umgang mit dem Bestand geprägt. Das Team hat die Geschichte des Gebäudes und des gesamten Areals aufgegriffen und aufgewertet, und damit den Charakter dieses Gebäudes sowohl erhalten als auch transformiert.

Das Gebäude erzählt eine spannende Geschichte
Für ihre Inspiration mussten sich Michelle Mosimann und Sara Vergallo, auf Grund des Corona-Lockdowns, auf die Internetrecherche und das Stöbern in vorhandenen Zeitschriften beschränken. Gerne hätten sie, wie sie sagen, trotz allem einzelne, recherchierte Projekte besichtigt, um die Atmosphäre vor Ort zu beurteilen und wahrnehmen zu können. Das Sammeln von Bildern hat sie trotzdem sehr im Entwurfsprozess unterstützt. Auch das Bauen eines 3D-Modells hat ihnen geholfen, die räumliche Struktur zu überprüfen und beurteilen zu können.
Dann haben sie das Gebäude, ein ehemaliges Baumwollmagazin, genauestens unter die Lupe genommen und analysiert. Dies führte die zwei schlussendlich auch zu ihrer Konzeptidee: Das Gebäude erzählt eine spannende Geschichte und zeugte von einem starken Charakter, den es auszubauen galt. Die Konzeptphase, also das Entwickeln einer Leitidee, fiel den zwei Studentinnen deshalb relativ leicht. Sie hatten von Anfang an eine gemeinsame Haltung gegenüber dem Bauen in Bestand.
Das Entwickeln des Grundrisses und das Umsetzen im konkreten Raum war für das Team hingegen eine große Herausforderung. Beide sind der Meinung, dass dies nicht zuletzt daran lag, dass sie das Gebäude nie direkt vor Ort anschauen und wahrnehmen konnten. Eine ausführliche Zwischenbilanz mit einem externen Kritiker hat dem Entwurf schlussendlich den letzten Schliff gegeben. Sie haben realisiert, dass die Gebäudestruktur kein Hindernis ist, sondern den Weg zum Plan quasi von selbst aufzeigen kann. Die anfänglich eher unbewusste Einstellung gegenüber dem Bauen in Bestand wurde zu einer bewussten Haltung.
Über den Gebrauch unterschiedlicher Techniken
Es muss immer beachtet werden, dass Betrachter:innen sich innerhalb weniger Sekunden auf einem Plan oder einer Präsentation orientieren können. Es ist also wichtig, dass man Betrachter:innen oder Kritiker:innen direkt in das Projekt einführt und erklärt, was die tatsächliche Intention ist. Das Nutzen von unterschiedlichen Techniken kann dabei eine große Hilfe sein: So haben Michelle Mosimann und Sara Vergallo die technischen Zeichnungen mit atmosphärischen Darstellungen ergänzt. Moodboards, Referenz- und Stimmungsbilder konkretisieren die Idee. Kleine, aber prägnante Schemen führen ins Projekt ein. So entsteht eine Balance zwischen Stimmung und pragmatischen Erläuterungen.
Bei der Anmeldung fürs Stipendium hilft der Gedanke, dass man nichts verlieren kann – einfach mutig sein und sich bewerben!
Michelle Mosimann und Sara Vergallo
Wie gelingt die Atmosphäre im Plan?
Der große Vorteil an Vectorworks ist das Arbeiten mit den Texturen und der Transparenzfunktion. Man kann unzählige Materialien, Schatten und Verläufe in Schichten kinderleicht in verschiedenen Transparenzen übereinanderlegen. So baut sich die Atmosphäre im Plan Schicht für Schicht auf. Die Pläne scheinen in Vectorworks allgemein immer stimmungsvoller und weicher als in anderen CAD-Programmen. Während viele CAD-Programme eher technisch ausgelegt sind, scheint Vectorworks den Fokus auf die Stimmung von Plänen zu legen. Ein großer Vorteil für die Innenarchitektur!
Projektleitung als nächstes Ziel
Die Studentinnen haben beide ein großes Ziel nach dem Studium schon erreicht und arbeiten aktuell in einem Innenarchitekturbüro. Dies ist keine Selbstverständlichkeit, denn die Konkurrenz ist groß und das Stellenangebot in der Schweiz relativ klein. Deshalb freuen sie sich, künftig in vielen tollen und spannenden Projekten als Innenarchitektinnen mitwirken zu dürfen. Möglichst viel zu lernen über die unzähligen Materialien, Farben und Stimmungen ist ihnen das Wichtigste.
Sie sind der Meinung, dass das Entwickeln von Atmosphären, spezifisch passend für ein Projekt oder Kund:innen, sie in der nächsten Zeit sicherlich am meisten beschäftigen wird. Auch das Entwickeln eines Gespürs, welche Stimmung aus welchem Raum das Beste herausholt, wird künftig eine ihrer Herausforderung im Alltag sein, wie sie sagen.
Ihr nächstes Ziel ist, Projekte selbständig leiten zu können. Doch aktuell möchten die zwei möglichst viel Berufserfahrung sammeln.