Wacken Open Air Das größte Heavy-Metal-Festival der Welt

Jedes Jahr im August findet das größte Heavy-Metal-Festival der Welt in Wacken, Schleswig-Holstein, statt. Die komplette Planung dieses Mega-Events basiert auf einem einzigen Tool: Vectorworks Spotlight. Für das W:O:A 2013 wurde das Festival planungstechnisch optimiert und ein umfassender Wacken-Masterplan mit Vectorworks erstellt.

Faster:Harder:Louder - Wacken Open Air

Rain or shine

...so lautet das Motto des weltgrößten Heavy-Metal-Festivals, dem Wacken Open Air, kurz W:O:A.

Rain or heavy rain ... denkt sich Marvin Säuberlich an einem Samstag im August 2012, knapp eine Woche vor Beginn des Festivals, als er nach einem Wolkenbruch bei Itzehoe klitschenass mit seinem Motorrad am Check-In ankommt. Es ist sein erstes, aber definitiv nicht sein letztes Mal in Wacken.

Wie alles begann

Marvin Säuberlich von CADLIFE in Hamburg ist Vectorworks Fachhändler. Was ihn nach Wacken führt? Eine spannende Begegnung Anfang des Jahres.

Der Chief Stagemanager des W:O:A fragte Marvin anlässlich einer Vectorworks-Schulung, ob er helfen könne, den in die Jahre gekommenen Grundlagenplan des Geländes auf Vordermann zu bringen. Zuerst ein Blick in den Festival Staff Guide: Ein 84 Seiten starkes Booklet, das jede Eventualität berücksichtigt - von A wie Alkohol bis Z wie Zeltaufbau.

Auf den hinteren Seiten des Booklets erkennt man, wie viele Vectorworks-Anwender sich auf der Mitarbeiter- und Zulieferer-Liste finden. National und international tätige Firmen planen die Statik, Lichtproduktion und ganze Show-Abläufe mit Vectorworks Spotlight. Ein Grund mehr, jetzt auch endlich den Wacken-Masterplan auf Vectorworks umzustellen.

Wacken Open Air
Jedes Jahr in Stunden ausverkauft: Das Wacken Open Air

Backstage beim W:O:A

Eine Woche vor Beginn des Festivals ist überall hektisches Treiben. Absperrgitter und das Wahrzeichen des Festivals, der Wacken-Schädel, dominieren die Kulisse, viele Schaufenster sind im Wikinger-Look dekoriert und alle Anwohner bereiten sich auf den Ansturm und Konsum der 75.000 erwarteten Gäste vor.

Am Ende dieser Verwandlung steht es dann vor uns, das Full Metal Village. Beim Check-In liegen der Zutrittsausweis, das verplombte Handgelenkbändchen und eine Essenskarte für die Crewkantine für Marvin und die anderen fleißigen Hände bereit. Hunderte Mitarbeiter der Aufbauteams erschaffen in den Wochen vor Beginn eine komplett neue Ortschaft. Es wird eine Stadt mit kompletter Infrastruktur mitten auf den Acker gebaut.

Wacken Open Air
Jürgen, Heiko, Marvin und Norbert im Band Produktion Container

An die Arbeit

Marvin erzählt: Nachdem ich den CheckPoint für den Backstage/Artist Zugang passiert habe, mache ich es mir erstmal im Container der Band Produktion oberhalb des Artist Village bequem. Interessanterweise ist dies ein ganz besonders geschichtsträchtiger Ort – die sogenannte „Kuhle“ – die Keimzelle des W:O:A. Hier fand 1990 das erste Mal die OpenAir- Veranstaltung statt. Heute wird das Gelände unter anderem als „Garderobe“ und Catering – gekocht wird hier von Tim Mälzer - für die Künstler genutzt.

Zusammen mit dem Chief Stagemanager Jürgen Lochbrunner und seinem Assistenten Heiko Arp teile ich mir die nächsten Tage dieses Container-Büro, um die aktuelle Plansituation zu konvertieren und mit den Teams der verschiedenen Gewerke die zukünftigen Planungsmöglichkeiten zu besprechen.

Eine echte Herausforderung

Die Arbeit mit Vectorworks beschränkte sich bisher auf einfache Zeichnungsaufgaben. Flächen, Grenzen, Zäune, Lichtmasten, Pagoden und Container wurden in einen per DWG übernommenen Lageplan eingezeichnet, coloriert und ausgegeben. Ein Auswerten war - auf Grund der fehlenden Symbole - nur per Hand machbar. Stücklisten also eine echte Herausforderung.

Viele Zeichnungsobjekte erschwerten die Lage durch eine Vermischung aus 2D- und 3D-Objekten und unkontrollierbaren Duplikaten. Kurz und gut: über die letzten Monate und Jahre wurde die Planung immer unübersichtlicher und der Katasterplan lag in der Zwischenzeit ebenfalls neu eingemessen vor. Die Bühnenplanung findet in separaten Dokumenten statt. Die Lichtplanung wird bei diversen Zulieferern für jede Band individuell ausgearbeitet und erst kurz vor der Show eingepflegt bzw. auf das Lichtpult überspielt.

Aber alle haben eines gemein: sie werden mit Vectorworks Spotlight erstellt. Die komplette Planung des Festivals basiert also auf diesem Tool.

Mainstage Wacken Open Air

Pflichtenheft für W:O:A 2013

Im „meinem“ Pflichtenheft für Wacken 2013 stehen vor allem ein korrekter Lageplan inkl. aller auf dem Gebiet verlegter Strom- und Wasserleitungen. Die entsprechenden Pläne werden separat bereinigt und dann via Referenz in den Gesamtplan unterlegt. Saubere Grenzen und Grundflächen und auf das Nötige reduzierte Zeichnungsinhalte. Duplikate werden herausgefiltert und entfernt, 3D-Elemente in 2D-Objekte umgewandelt. Speicherfressende Piktogramme durch flexible Vektorzeichnungen ersetzt.

Anschließend erfolgt die Erstellung einer alles umfassenden Symbolbibliothek inkl. Datenbankverknüpfung. Die Datenbanken enthalten je nach Anforderung Informationen über Art, Inhalt und Anzahl von Betreibern, Stromanschlüssen, Möblierungen etc. Automatische Stücklistenerstellung zur Erfassung der Pagoden und Container und Ermittlung der Zaunlängen bzw. Anzahl zu stellender Einzäunungen.

Die Bühnenplanung soll ebenfalls per Referenz in den Gesamtplan eingepflegt werden. Die Grundlage bzw. der Basisplan für die indivuellen Lichtdesigns der Bands wird auch in Vectorworks geplant – mehr dazu später. Zum Schluss gibt es eine vereinfachte PDF- und Druck-Ausgabe – je nach Anforderung der einzelnen Produktionsteams – in Form von vordefinierten Plandarstellungen.

Lichtplan „True Metal Stage“

W:O:A 2012 – es geht los

Freitag, eine Woche nach meiner Ankunft. Die Regenfluten der vergangenen Tage haben die Campingflächen in eine Matsch- und Seenlandschaft verwandelt. Entsprechend abenteuerlich gestaltet sich die Anreise der vielen Fans. Kilometerlange Staus auf den Zufahrtsstraßen und Schwierigkeiten, die Camper irgendwie unterzubringen. Viele sind dem Aufruf gefolgt, das Auto zu Hause zu lassen und sind mit der Bahn angereist.

Aber das ist - kaum in The Holy Wacken Land und vor den beiden imposanten Hauptbühnen angekommen – alles schnell vergessen. Eine beindruckende Soundanlage, riesige Videoleinwände – gespeist von perfekt platzierten Kamerateams – und eine gewaltige Lichtinstallation, die einen die Dämmerung herbeisehnen lässt.

Louder than hell

Was wird neu für 2013? Analyse

Kurz nach Beendigung des W:O:A 2012 trafen sich die Ver-antwortlichen – Holger Hübner, Katrin Feldhusen, Jürgen Lochbrunner, Hanna Hiersig und Marc Loewe – mit mir, um die Möglichkeiten, Wünsche, Ideen und Umsetzung des Gesamtplanes für das kommende Festival 2013 zu umreißen. Am Ende der Analyse erschien es am sinnvollsten, den alten Plan Stück für Stück zu ersetzen und dabei alles komplett neu und strukturiert aufzusetzen.

Basierend auf korrekten Katasterkarten kombiniert mit Absteckplänen vom Vermesser war das Grundgerüst schnell gelegt. Darüber wurden die Flächen, Grenzen, und andere Inhalte auf Ebenen übereinander gestapelt und in Klassen mit Attributsteuerung sortiert. Die Besonderheit der neuen Symbole wurde mit viel Herzblut erarbeitet: jedes Objekt sollte mit einer Datenbank verknüpft werden und später Auskunft über Bestückung, Stromanschluss, Größe usw. geben können. Deshalb war es notwendig, jedes Symbol einzeln mit entsprechenden Werten zu füttern. Dank einer Planeinteilung in Sektoren und der Vectorworks-Funktion, Objekte auch via Ort ermitteln und listen zu können, können jetzt nahezu alle erdenklichen Suchkriterien zu den gewünschten Tabellen und Auswertungen führen.

Bühnenpläne

Während der Erstellung der Symbole und Datenbanken arbeitete der Chief Stagemanager bereits eifrig an den neuen, aktuellen Bühnenplänen der Mainstage und Partystage. Damit wir hier bei Änderungen möglichst flexibel bleiben würden, entschieden wir uns, alle Informationen zu referenzieren. Ändern sich Bühnenpläne, genügt anschließend ein Knopfdruck und der Gesamtplan ist wieder auf dem Laufenden.

Mittels der Multistempel-Funktion wurden zeitgleich die neuen, „intelligenten“ Planbeschriftungen vorbereitet. Zusätzlich zu festen Textfeldern und Piktogrammen entstand dadurch die Möglichkeit der automatischen Numerierung und automatischen Legendenbildung. Dadurch werden die Layouterstellung und vor allem spätere Änderungen enorm erleichtert. Der Multistempel wird ebenfalls benutzt, um den sogenannten Pflockplan für den Aufbau zu erstellen. Hierbei werden die gewünschten Positionen einiger hundert markanter Stellen aus Vectorworks ausgelesen und vor Ort auf dem Feld die X- und Y-Koordinaten via Tachymeter eingemessen und per Holzpflock markiert.

Infield-Plan W:O:A 2013

3 Monate später: der neue Masterplan ist da

Ein Vierteljahr später liegt das Ergebnis vor. Der Gesamtplan ist in verschiedene Layoutebenen referenziert und wird als Security-, als Brandschutz-, als Posten-Plan und viele weitere Unterarten in verschiedenen Ausgabeformaten in den Druck gehen und viele Mitarbeiter vor, während und nach dem Festival auf Schritt und Tritt begleiten.

Es werde Licht!

Unbedingt erwähnt werden sollte auch, dass die Lichtpläne des W:O:A Festivals ebenfalls mit Vectorworks erstellt werden. Jerry Appelt, einer der bekanntesten Lichtdesigner Deutschlands, sorgt mit seinen in Vectorworks Spotlight erstellten Lichtplänen dafür, dass die Bühnen im richtigen Licht erstrahlen.

Als freiberuflicher Lichtdesigner betreut Jerry Appelt zahlreiche internationale Live-Events und TV-Shows, z.B. die Bambi- und Echo-Verleihungen, den Deutschen Fernsehpreis, die Eurovision Song Contests in Düsseldorf und Baku, die  Commonwealth Games in Delhi, Bollywood Oscars in Toronto 2011, um nur einige zu nennen.

„Bei allen diesen Events setze ich Vectorworks als Tool zum Zeichnen meiner Licht- und Setpläne ein.“

Lichtplanung
Die Lichtplanung ist von einem der bekanntesten Lichtdesigner Deutschlands, Jerry Appelt

Noch mehr Infos zur Planung des größten Heavy-Metal-Festivals gibt es in unserem Anwenderbericht "Wacken Open Air: Rain or Shine".

Wacken Open Air

Wacken Open Air

W:O:A 2012: 85.000 Teilnehmer • 137 Bands

Veranstalter:
ICS Festival Service GmbH
Thomas Jensen / Holger Hübner
D-24869 Dörpstedt/Germany

Production / Chief Stagemanager:
Jürgen Lochbrunner

Licht:
Jerry Appelt Lichtdesign, Hamburg

CAD Consulting:
CADLIFE GbR, Hamburg, www.cadlife.de - Marvin Säuberlich & Martin J. Anneken

www.wacken.com