Die "Will Of The People"-Tour von Muse
Die Beziehung zwischen Designer:in und Auftraggeber:in ist immer besonders – unabhängig vom Fachgebiet. Handelt es sich bei der Kundschaft um andere Künstler:innen, sorgt das für eine noch tiefere Verbindung. Plötzlich geht es nicht mehr nur um Design, sondern darum eine Geschichte zu erzählen. Um die Geschichte ihrer „Will of The People“-Tour zum Leben zu erwecken, holte sich die weltbekannte Rockband „Muse“ die Hilfe von Jesse Lee Stout, Sooner Routhier, Matt Geasey und Bryan Seigel.
„Will of The People“ der Öffentlichkeit präsentieren
Für Jesse Lee Stout, der seit seinem 19. Lebensjahr unter dem Namen „Metaform“ kreativ aktiv ist und bereits mit Künstler:innen wie den Red Hot Chili Peppers, Beck und Phish kollaboriert hat, ist es nicht die erste Zusammenarbeit mit Muse. So konnte er bereits ein sehr gutes Verständnis für die Dynamik der Gruppe und ihr Bedürfnis für herausragende Live-Shows entwickeln.
„Die Band und ich wollten wirklich eine ganz andere Richtung als bei der letzten Tour einschlagen, um dieser Kampagne ihre eigene Identität zu verleihen. Wir kreierten eine postapokalyptische Welt der nahen Zukunft als Metapher für unsere „neue Normalität“. In den vergangenen Jahren haben wir erlebt, wie eine Pandemie Verwüstung angerichtet, eine Gruppe das [US] Capitol gestürmt, anonyme, aktivistische Hacker Regierungen und Unternehmen angegriffen und Menschen auf der ganzen Welt Denkmäler gestürzt haben. Wir alle haben uns schnell daran gewöhnt, Masken zu tragen und haben deshalb eine Geschichte über eine Gruppe Vigilanten vorgeschlagen, die die Welt neu ordnen“, sagte Stout.
Um das Licht- und Produktionsdesign zu entwerfen, zog Stout die preisgekrönte Designerin Sooner Routhier hinzu. Routhier entwarf ein Rig, das sich ihrer Meinung nach „wie ein Skelett einer postapokalyptischen, nahen Zukunft anfühlt.“ Durch das Rig-Design aus Lichtgittern entstand ein industrieller Look, der die Erzählung des Albums von Chaos, Orientierungslosigkeit und einem versprochenen Wiederaufbau aufgreift und fortsetzt.
Die von Stout, Routhier und der Band erdachten Beleuchtungs- und Bühnenelemente haben sich als visuelle Identität für die Herbsttournee 2022 und für die Arenatournee 2023 etabliert. Jede Welttournee braucht heutzutage eine Szenerie, die sich auf den Sozialen Medien sehen lassen kann. Hierfür wird der riesige Kopf des Albumprotagonisten „Will“ mit Spiegelmaske und Kapuze eingesetzt, der die Band beobachtet. „Es hat etwas wirklich Einschüchterndes, wenn man jemanden anschaut und sein eigenes Spiegelbild zurückblickt. Ich wusste sofort, dass ich das Licht mithilfe der Spiegel reflektieren will, um der Show ihre eigene Identität zu verleihen“, so Stout.
Storytelling mithilfe von Vectorworks
Sofort nachdem eine klare Vision für die Tour feststand, begann das Team mit dem Entwurf und der Planung in seinem bevorzugten Planungswerkzeug: Vectorworks Spotlight. „Sobald ich meine Nachforschungen abgeschlossen, Referenzen gesammelt und Informationen zur Abnahme durch Kunde und Veranstalter in eine Präsentation eingebaut hatte, nutzte ich Vectorworks, um mit tatsächlichen Formen in einer dreidimensionalen Umgebung zu experimentieren“, sagte Routhier.
Matt Geasy und Bryan Seigel, die häufig mit Routhier zusammenarbeiten, halfen bei der Ausarbeitung der konzeptionellen Elemente des Projekts. Laut Seigel sei der größte Vorteil von Vectorworks die Simulation, wie gut Designkonzepte in einer vollständig aufgebauten, virtuellen Rig funktionieren. Das Entwurfsteam konnte sich absolut auf die Subdivisions-Modellierung und die schematischen Ansichten von Vectorworks Spotlight verlassen, um damit gestalterische Elemente wie den riesigen Kopf, verschiedene aufblasbare Komponenten und sogar digitale Leinwände zu erstellen. All das trug dazu bei, die Handlung der Show durch eine Reihe von Kurzgeschichten voranzutreiben.
„Wenn das Modell erstellt ist, können wir jedes Designkonzept einfügen und sofort beurteilen, ob es funktioniert oder etwas geändert werden muss“
Bryan Seigel
„Wir haben festgestellt, dass für alle aufblasbaren Elemente die Verwendung eines Low-Poly-Meshes und dessen Konvertierung in ein Subdivisions-Objekt eine großartige Möglichkeit ist, um komplexe Objekte großartig aussehen zu lassen – und das, ohne die Perfomance zu beeinträchtigen“, so Seigel. „Für die acht Sätze Beleuchtungsleitern waren schematische Ansichten eine hervorragende Möglichkeit, um sicherzustellen, dass die Designänderungen immer mit unseren Skizzen übereinstimmten. Wir nutzten die Option, die 2D-Frontkomponenten unserer Beleuchtungsgeräte anzupassen und waren sehr zufrieden, dass wir unsere vorhandenen Beschriftungen in den schematischen Ansichten verwenden konnten.
Dank datenreicher und zweckdienlicher Tools konnte sich das gesamte Team von Stout, Routhier, Geasy und Seigel auf ihr Hauptziel konzentrieren: Eine Geschichte erzählen.